Joachim Kuchinke begrüßte an einem herrlich warmen Sommerabend zu Beginn der Wanderung über 30 Glühwürmchen-Fans auf dem Parkplatz am Friedhof Herschbach.
Bei den letzten Gesangsstrophen von Amsel, Singdrossel und Rotkehlchen machte sich die Gruppe auf den Weg in den Wald. Ein ganz besonderer Fund konnte in einem der vielen Nistkästen bestaunt werden.
Darin befand sich die sogenannte Wochenstube von ca. 30 -40 Bechsteinfledermäusen. Fledermäuse gebären in der Regel ein Junges im Jahr, weil sie eine hohe Lebenserwartung von bis zu 20 Jahren haben. Die Mütter versammeln sich in einer Höhle, wo sie den Tag verbringen. Die große Community ist insbesondere bei nasskalter Witterung von Vorteil, da durch ein Absenken der Körpertemperatur der Vorgang der Geburt verzögert wird sowie nach der Geburt, damit die kleinen Fledermäuse nicht auskühlen. Auf dem nächtlichen Beuteflug können die Mütter ihre Jungen am Bauch hängend mitnehmen oder sie lassen sie im Quartier zurück. So konnten die Nachtwanderer einige der jungen Fledermäuse an der Decke des Nistkastens hängend beobachten. Die Bechsteinfledermaus ist eine besonders geschützte Art, deswegen war der Blick ins Innere der Wochenstube nur kurz.
Nur ein paar Schritte weiter hatten sich zwei weitere „Waldgeister“ in einer der Nisthilfen einquartiert, die von der Naturschutzgruppe betreut werden. Beim Öffnen der vorderen Klappe zeigten sich zwei Siebenschläfer, die neugierig die Nachtwanderer beäugten. Die Kleinsäuger gehören zur Familie der Bilche, in unserem Raum leben weiterhin der Gartenschläfer und die Haselmaus. Alle Arten sind besonders geschützt. Die häufigste Art ist der Siebenschläfer, eine nachtaktive Art mit dunklen Knopfaugen. Siebenschläfer halten einen echten Winterschlaf, reduzieren dabei alle Körperfunktionen und verlieren bei ihrem Schlaf von November bis Mai/Juni bis zu 50% ihres Körpergewichtes. Eigens für diese Art hat der Mensch den Siebenschläfertag im Jahreskalender eingeführt. Wenn es am Siebenschläfertag regnet, so kann man in den kommenden 7 Wochen ein etwas Wetter „durchwachsenes“ Wetter erwarten.
Die grauen Bilche haben vieles zum fressen gern, Waldsamen und -früchte, Knospen, Rinde, Insekten und auch mal Jungvögel. Vier Wochen nach ihrem Winterschlaf werden ab Anfang August 4 – 11 kleine Bilche geboren, die nach einem kurzen Herbst gleich wieder in den Winterschlaf verfallen. Siebenschläfer erreichen ein Lebensalter von 6 bis 9 Jahren.
Der weitere Weg durch die lange Sommernacht führte über den Schimmelbach. Dort zeigten sich immer wieder jagende Fledermäuse, die mit Ultraschalllauten und Echoloten sicher zwischen den Baumkronen flogen und Insekten als Beute einfingen.
Nun war es schon recht dunkel geworden und es zeigten sich rechts und links des Weges die ersten Glühwürmchen. Es handelte sich um die Art des „Kleinen Glühwürmchens“. Leuchten können beide Geschlechter, auch die Larven, fliegen nur die Männchen. Das Glühwürmchen gehört der Familie der Leuchtkäfer an. Auf der Bauchseite des Hinterleibes befinden sich zwei Leuchtzellen, die durch eine biochemische Reaktion Licht erzeugen. Die männlichen Käfer schwärmen in der Zeit um den 24. Juni (Johannistag) etwa 2 Wochen von Sonnenuntergang bis um Mitternacht um nach den Weibchen zu suchen. Nach der Paarung sterben sie ab. Die Eier werden am Boden abgelegt. Die Entwicklungsdauer von der Larve bis zum Käfer dauert 3 Jahre. Die Nahrung der Larven besteht aus Nackt- und Gehäuseschnecken.
Am Schluss des erlebnisreichen Abends versammelten sich die Nachtwanderer an einem zünftigen Grillfeuer, um bei einem Erfrischungsgetränk und selbst hergestelltem Stockbrot die warme Sommernacht bei Gitarrenklang und Gesang zu genießen.